"Grandma Dives" Alain Schroeder | Grandma Dives

"Grandma Dives"

Die jahrhundertealte Kultur der Taucherinnen, die Meeresfrüchte ernten, wurde 2016 von der UNESCO auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes gesetzt. Durch den Mangel an Nachwuchs und durch die Verschmutzung der Meere und der daraus resultierenden Veränderung der Tierwelt gibt es immer weniger Frauen, die dem traditionellen Beruf nachgehen.

Warum Alain Schroeder am Ende keine guten Erinnerungen an das Shooting hat, verrät er im Interview:

horizonte zingst: Wie bist Du auf die „Grandma Divers“ aufmerksam geworden?

Bei meiner ersten Reise auf die Insel, sah ich die Taucherinnen von weitem in einer geschützten Bucht aus dem Wasser kommen. Ich hatte sofort eine Vorstellung von den Porträts, die ich fotografieren wollte (schwarz auf schwarz, in schwarz-weiß) und ich hatte Glück, dass ich die Bilder später auch genauso umsetzen konnte.

Dafür musste ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf die Insel reisen. Allerdings tauchte dann ein weiteres Problem auf: ein tropischer Sturm – eine Woche lang ging niemand tauchen. Also beschloss ich, ein Stück schwarzes Tuch zu kaufen und die Taucherinnen davor zu fotografieren, wo immer ich konnte. An einem bestimmten Tag regnete es ziemlich stark und sie warteten darauf, ins Wasser gehen zu können. Genau diesen Moment konnte ich nutzen, um meine Bilder zu fotografieren.

Wie hast Du die Taucherinnen von der Fotoserie überzeugt?

Viele der Frauen waren gleichgültig und dadurch nur schwer zu erreichen, obwohl ich einen lokalen Assistenten hatte, der ihren Dialekt sprach. Damit ich sie fotografieren konnte, bat ich sie, ihre alltäglichen Vorbereitungen durchzuführen und gleichzeitig Fragen zu ihrem Leben zu beantworten. Die Idee war, sie für ein paar Minuten zu beschäftigen, ohne einfach nur dazustehen. Ein paar Damen weigerten sich einfach, mitzumachen. Es war das erste Mal für mich, dass Leute nicht begeistert darauf reagierten, fotografiert zu werden.

Wie bist Du dann fotografisch vor Ort vorgegangen?

Als das Shooting losgehen sollte, begann es zu regnen und ich musste mit einem Regenschirm in der Hand fotografieren, um meine Kamera zu schützen. Sehr starker Wind erschwerte die Bedingungen zusätzlich, so dass ich sehr schnell arbeiten musste. Glücklicherweise brachte der Regen einen schönen Glanz auf die Neoprenanzüge. Da es sehr windig war, befestigte ich den Hintergrund mit Seilen und Steinen an einer ihrer Hütten.

Ich benutzte ein Weitwinkelobjektiv, um näher heranzugehen und einen dramatischeren Effekt zu erzielen, und ich verwendete Aufnahmen mit niedrigem Winkel, um die Frauen stärker im Bild erscheinen zu lassen. Das graue Licht war perfekt, um die passende Stimmung für die Bilder zu erzeugen.

Welche Begegnung ist Dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Leider hat es mir wenig Freude bereitet, die Bilder zu fotografieren, da die Frauen nicht sehr kooperativ waren, obwohl ich mich bemühte, schnell zu arbeiten und ihre Routine so wenig wie möglich zu stören. Aber "Grandma Divers" scheint eine beliebte Serie zu sein. Wahrscheinlich ist es die richtige Kombination aus Drama, Ästhetik, Alter und rauem Wetter. Das ist die Magie der Fotografie.

Alain Schroeders Fotografien sind Teil der Gruppenausstellung – "Wasser – Ursprung, Element, Ressource, Leben", die als  Online-Ausstellung zu sehen ist. In Form eines 360-Grad-Rundgangs gibt es alle Ausstellungsbeiträge in digitaler Form. 

Fotos © Alain Schroeder

Website des Fotografen: www.alainschroeder.com

Interview per E-mail: Nina Hesse

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