"Einfach mal einen Schritt hinter sich selbst zurücktreten." Interview Martin Krüger

"Einfach mal einen Schritt hinter sich selbst zurücktreten."

Die ausdrucksstarken Porträts des ältesten Wanderschäfers Deutschlands zeigen dessen Leben im Einklang mit der Natur, den Jahreszeiten und den Tieren.

Martin Krüger zeigt beispielhaft am Berufsbild des Schäfers die Rückbesinnung auf einen Umgang mit Tieren, fernab der Massentierhaltung und hin zu einer natürlicheren und nachhaltigeren Form der Tierhaltung.Im Interview spricht er über die größte fotografische Herausforderung bei dem Projekt und erklärt, warum die Bilder schwarzweiß gehalten sind.

Fotografie Zingst: Wann und warum hast Du Dich für die Geschichte entschieden?

Martin Krüger: In den aktuellen Zeiten in denen Tierwirtschaft größtenteils rücksichtslos betrieben wird, finde ich es interessant und wichtig auf ökologisches, nachhaltiges Arbeiten aufmerksam zu machen. Auf den Schäfer und die Schäferei bin ich gekommen, da es die natürlichste und nachhaltigste Form der Tierhaltung ist und weil ich in meiner Kindheit und Jugend oft Zeit auf dem Hof mit dem Schwager meines Großvaters verbracht habe, der Schäfer war.

Wie hast Du Arno Laube gefunden, ihn von Deiner Idee überzeugt und ihn so lange begleitet?

Arno hab ich tatsächlich über ein paar alte Zeitungsartikel gefunden. Kurzum, ich habe ihn angerufen, mein Anliegen geschildert und drei Tage später stand ich bei ihm auf dem Feld. Es war mir schnell klar, dass es eine längere Geschichte werden würde. Seine Arbeit ist so vielfältig und abwechslungsreich, die nur in einer Langzeitdokumentation zu würdigen ist.

Was hat Dich daran gereizt, eine Langzeitdokumentation zu erarbeiten und nicht „nur“ einzweimal mitzugehen?

Die Arbeit ist wahnsinnig interessant in ihren Details und so komplex, dass sich ein umfassender, respektvoller Einblick in Arnos Leben und Arbeiten erst über einen längere Zeitraum zeigen lässt.

Warum sind die Bilder schwarzweiß?

Es war für mich in diesem Fall selbstverständlich in schwarzweiß zu fotografien. Die Schwere der Arbeit, die Geschichte und Herkunft des Berufs aus längst vergangenen und vergessenen Tagen – all das prädestinierte die Reduktion auf ein fein ziseliertes monochromatisches Arbeiten.

Was war für Dich die größte Herausforderung in der Fotografie, und mit dem Thema?

Möglichst überall gleichzeitig sein zu können. Es passierte oft hier und da in der Herde oder Arnos Arbeit etwas. Ich bin oft von einer Ecke zur anderen gerannt oder der Herde hinterher, immer mal wieder hab ich Arno ausgeholfen, das hieß dann: eine Hand am Schaf ,die andere an der Kamera.

Was ist Dein ganz persönliches Fazit aus der Geschichte?

Einfach mal einen Schritt hinter sich selbst zurücktreten und einen rücksichts- und respektvollen Umgang mit unseren Ressourcen pflegen. Schließen möchte ich mit den Worten Armagnacs an den jungen König aus Heinrich Manns Roman "Die Jugend des Königs Henri Quatre":

Ruhe, Besinnung, Vernunft und Gleichmut der Seele.

Das sind christliche Tugenden, wie auch Vorschriften der alten Philosophen.

Wer sie vergisst, wütet gegen sich selbst.

Dies zu verinnerlichen, wäre ein guter neuer Anfang im Umgang mit uns selbst und dem uns anvertrauten Lebensraum.

Das Interview führte Edda Fahrenhorst.

Website des Fotografen: martinkrueger.com

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