Ich wollte sehen, wie ich die Zeit wegstecke Simon Puschmann zwei Wochen in einem Quarantäne-Hotel in Südkorea

Ich wollte sehen, wie ich die Zeit wegstecke

Die Serie trägt den Titel „The Korean Job“. Im Interview erzählt der Hamburger Fotograf, warum er den Job in Südkorea trotz Quarantäne angenommen hat, ob das Essen – so wie der Titel der Gruppenausstellung – im wahrsten Sinne des Wortes „lecker“ war und welches Essen er in dieser Zeit am meisten vermisst hat.

horizonte zingst: 14 Tage Quarantäne-Hotel in Südkorea - wie bist Du da rein geraten?

Simon Puschmann: Freiwillig und auch weil es mich irgendwie interessiert hat. Ich hatte eine Anfrage, in Süd Korea für Hyundai zu fotografieren, die insgesamt gut bezahlt wurde und allein dadurch interessant genug war, auch über die Hürde der Quarantäne im Vorfeld nachzudenken.

Ich hatte den einen oder anderen Bericht über die Quarantäne in Korea gelesen und kam zu dem Entschluss, dass ich das gerne am eigenen Leib erleben wollte. Ich wollte sehen, wie ich die Zeit wegstecke, wie ich unter den Umständen trotzdem kreativ sein kann, was ich machen würde, was ich kreieren würde.

Außerdem war ich vorher noch nie in Korea, auch das Land als solches interessierte mich. Last but not least, Deutschland war zu dem Zeitpunkt in einem ziemlich strengen Lockdown. Restaurants waren zu. Öffentliches Leben fand nicht statt. In Korea war alles offen und das Land hatte kaum Todesfälle.

Korea hatte insgesamt so viele Todesfälle wie wir zu der Zeit am Tag - auch das interessierte mich. Wie machen die das? Wie leben die? Und der Job als solcher schien auch interessant zu sein.

Koreanisches Frühstück im Quarantänehotel

Koreanisches Essen ist lecker - wie war es in der Quarantäne-Unterkunft?

Ich bin Vegetarier und auf Vegetarier ist Südkorea im Prinzip nicht gut vorbereitet. Es gibt in Seoul nur sehr wenige typisch Koreanische Restaurants, die auch vegetarisches Essen servieren. Westliche Läden, Burger-Läden, Bowl-Läden - all das gibt es in vegetarisch und auch in gut, aber die koreanische Küche ist da eher noch nicht so weit.

Den Klassiker: „You can eat chicken, right?!“ musste ich mir sehr oft anhören. Erschwerend kommt hinzu, dass ich Auberginen nicht vertrage und Pilze nicht mag, weil sie sich im Mund so anfühlen wie Auberginen - also fallen einige Essen deshalb auch aus für mich - mit Pilzen kochen sie nämlich sehr gerne in Korea … egal, das Essen in der Quarantäne war immer kalt und meistens furztrocken, manchmal kalt und trocken, aber dafür dann auch manchmal wieder unfassbar scharf.

Die Kombinationen waren häufig sehr seltsam, zum Beispiel Folienkartoffel mit sechs Gramm Sour Cream und dazu Reis.

Mittagessen in koreanischen Hotel

Was war die beste Mahlzeit und was die Fürchterlichste?

Es kam anfangs viel Fleisch, was ich natürlich nicht angerührt habe. Das war hart, weil ich dann nur den Reis und den Salat essen konnte. Nach ein paar Tagen hatte es sich alles eingespielt, dann kam ein Essen, dass quasi nur aus Auberginen bestand.

Auch das war einfach traurig, weil es dann wieder nur Reis für mich gab. Ich habe mir Ketchup und Sojasauce schicken lassen, sowie Schokolade. Das hat geholfen. Mit den Saucen ließ sich so einiges kaschieren. Insgesamt war das Essen einfach mies, das kann man so sagen. Einen Abend gab es eine Waffel mit Sahne und Himbeer-Matsch drauf. Das war wie Weihnachten.

Essensverpackung zum warmhalten von Speisen

Welches Lebensmittel/Essen hast Du am meisten vermisst?

Puh. Nichts und alles. In der Hauptsache habe ich vermisst, dass keine Liebe involviert, war bei der Herstellung des Essens. Das wichtigste war scheinbar, dass die Essen günstig sind, damit man viel an uns verdient, denn der Aufenthalt kostete rund 125 Euro am Tag, in Vollpension sozusagen.

- Was gab es, als Du endlich wieder in Freiheit warst?

Wir sind von der Quarantäne abgeholt und in ein thailändisches Restaurant gefahren worden. Das war doppelt und dreifach seltsam: erstens, weil es ein offenes Restaurant war, was ich ja in Deutschland schon seit Wochen nicht mehr besuchen konnte.

Zweitens waren da einige Leute drin zu Mittag. Echte Menschen und so nah, faszinierend. Und außerdem wurde das Essen gebracht und nicht vor die Tür gestellt und es schmeckte super. Wir waren in dem Laden noch einige Male.

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