Der Seeadler, der größte heimische Greifvogel Europas, beeindruckt mit seiner majestätischen Flügelspannweite von bis zu 2,50 Metern, seinem kraftvollen Schnabel und dem markanten weißen Schwanzgefieder erwachsener Tiere. Mit seinem scharfen Blick gleitet er scheinbar mühelos über Küsten, Wälder und Boddengewässer und ist ein faszinierender Anblick für Naturfreunde und Fotografen gleichermaßen.
Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, der zu den bedeutendsten Brutgebieten für Seeadler in Mitteleuropa zählt. Die mosaikartige Landschaft mit Küstenwald, Schilfgürteln, Flachwasserzonen und ungestörten Nistplätzen bietet den scheuen Greifvögeln ideale Bedingungen.
Besonders attraktiv für den Seeadler ist der große Fischreichtum der Boddengewässer, der seine Nahrungsversorgung sichert. In der Darß-Zingster Boddenkette mit dem Barther Bodden, dem Bodstedter Bodden und weiteren Flachwasserbereichen gibt es eine Vielzahl verschiedener Fischarten. Kein Wunder, dass Seeadler hier regelmäßig auf Beuteflug gehen.
Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) ist die größte Adlerart Mitteleuropas und durch seine imposante Erscheinung unverwechselbar. Ausgewachsene Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu 90 Zentimetern und eine Flügelspannweite von bis zu 2,50 Metern. Charakteristisch sind ihr kräftiger, gelber Hakenschnabel, ihre breiten Flügel mit „Fingerfedern” an den Spitzen und ihr helles, fast weißes Schwanzgefieder.
Seeadler sind hervorragende Beobachter: Ihr Sehvermögen ist bis zu achtmal besser als das des Menschen. Sie jagen im Gleitflug über offene Gewässer oder lauern von erhöhten Ansitzen am Ufer aus auf ihre Beute. Typisch ist der gezielte Stoßflug auf Beutetiere, die sich direkt an oder unter der Wasseroberfläche befinden.
Während kleinere Vögel Nester bauen, errichten Seeadler sogenannte Horste. Der aus der Jägersprache stammende Begriff Horst bezeichnet die großen, dauerhaft genutzten Brutstätten von Greifvögeln. Diese Bauwerke befinden sich meist auf hohen, alten Bäumen in ruhigen, naturnahen Wäldern, von wo aus die Vögel eine gute Übersicht haben und gleichzeitig in der Nähe ihrer Jagdgebiete sind.
Ein Seeadlerhorst kann mit der Zeit zu einer beeindruckenden Konstruktion heranwachsen: Er kann bis zu drei Meter hoch, zwei Meter breit werden und bis zu 500 Kilogramm wiegen. In manchen Brutrevieren existieren mehrere Horste, die von einem Adlerpaar abwechselnd oder über Jahrzehnte hinweg genutzt und regelmäßig ausgebessert werden. Diese langlebigen Horste sind wichtige Rückzugsorte und gehören über Generationen hinweg zur Revierstruktur eines Adlerpaares – ein Zeichen für die Treue der Tiere zu ihrem angestammten Gebiet.
Besonders attraktiv für den Seeadler ist der große Fischreichtum der Boddengewässer, der seine Nahrungsversorgung sichert. Die bevorzugte Beute des Seeadlers in der Boddenlandschaft rund um Zingst besteht vorwiegend aus Fischen wie Brassen, Plötzen und saisonal auch Hornhechten. Dank seines ausgezeichneten Sehvermögens und seiner starken Fänge kann der Adler diese Flachwasserfische gezielt erbeuten – meist im Gleitflug dicht über der Wasseroberfläche.
Daneben erbeutet der Seeadler regelmäßig Wasservögel wie Enten, Blässhühner, Haubentaucher und Gänse, was besonders während der Zugzeiten gut zu beobachten ist. Außerdem nutzt er Aas, beispielsweise von verendeten Fischen oder Wildtieren, als willkommene Nahrungsquelle.
Wer mit etwas Geduld zur richtigen Zeit unterwegs ist, kann die eindrucksvollen Vögel beim Kreisen über den Wasserflächen oder auf ihren bevorzugten Ansitzwarten in Ufernähe beobachten – ein faszinierendes Schauspiel inmitten intakter Natur.
Heute gilt Mecklenburg-Vorpommern als das bedeutendste Seeadlerland Deutschlands. Aktuell sind 480 Seeadlerreviere im Land dokumentiert, die tatsächliche Zahl dürfte jedoch höher liegen. Nach Einschätzung von Experten lag die geschätzte Zahl der Brutpaare Ende 2024 bei rund 510. Im selben Jahr wurden 388 Jungvögel erfolgreich nachgewiesen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2019, als 297 Jungvögel gezählt wurden. Die beeindruckenden Zahlen zeigen: Der Nordosten ist nicht nur landschaftlich ein Naturparadies, sondern auch ein Musterbeispiel für erfolgreichen Greifvogelschutz.
Auch die Darß-Zingster Boddenkette und ihre angrenzende Boddenküste zählen zu den wichtigen Brutgebieten: Hier leben rund 10 Seeadler-Brutpaare, die das strukturreiche Mosaik aus Wasser, Schilf und Wald als Revier nutzen – ein Hotspot für Adlerbeobachtungen inmitten der Vorpommerschen Boddenlandschaft.
Gerade die weiten Wasserlandschaften, die ruhigen Wälder und die geschützten Rückzugsräume in Mecklenburg-Vorpommern, wie beispielsweise rund um die Darß-Zingster Boddenkette, machen das Land zu einem idealen Lebensraum für Seeadler. Zu den bedeutenden Brut- und Jagdrevieren dieser imposanten Greifvögel zählen ebenso das Biosphärenreservat Südostrügen, der Müritz-Nationalpark, die Feldberger Seenlandschaften, der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide sowie der Naturpark Flusslandschaft Peenetal. In all diesen Regionen finden Seeadler reichlich Nahrung, weitläufige Brutgebiete und störungsarme Rückzugsorte. Das Zusammenspiel dieser Faktoren macht Mecklenburg-Vorpommern zum echten Adlerland im Norden.
Neben dem Seeadler kann man in Mecklenburg-Vorpommern mit etwas Glück auch den Schreiadler beobachten. Diese deutlich kleinere und stark gefährdete Adlerart brütet vor allem in den waldreichen, extensiv genutzten Feuchtgebieten im Südosten des Landes. Auch der Fischadler, der ähnlich wie der Seeadler auf Fischjagd geht, kehrt im Frühjahr aus seinem Winterquartier zurück und ist in mehreren Regionen des Landes zu Hause.
Ein wichtiger Experte in Sachen Seeadlerschutz ist Mario Müller. Er ist Landeskoordinator für Seeadler in der Projektgruppe Großvogelschutz des Landesamts für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern. Er koordiniert die landesweite Erfassung der Brutpaare, entwickelt Schutzstrategien und arbeitet eng mit Naturschutzbehörden sowie Ranger:innen zusammen. Zudem fließt sein Wissen in Vorträge, Fotoworkshops, Führungen und Umweltbildungsangebote ein, wodurch er einen wertvollen Beitrag leistet, um das Verständnis für den Schutz dieser besonderen Vögel zu fördern.
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Wer Seeadler in freier Wildbahn erleben möchte, braucht vor allem zwei Dinge: Geduld und die richtige Vorbereitung. Damit das Naturerlebnis gelingt, helfen folgende Hinweise:
Die besten Beobachtungszeiten sind die frühen Morgenstunden oder der späte Nachmittag, wenn die Seeadler auf Nahrungssuche sind. Besonders gute Monate sind das Frühjahr und der Herbst, wenn zusätzlich viele Zugvögel die Region bevölkern und die Adler besonders aktiv jagen.
Ja, bei exklusiven Fotoworkshops, wie sie beispielsweise von der Fotoschule Zingst angeboten werden, hast du die Möglichkeit, Seeadler mit professioneller Unterstützung zu fotografieren. Diese Workshops kombinieren Naturerlebnis mit technischem Know-how und finden in kleinen Gruppen statt.
Ob auf eigene Faust, im Rahmen einer geführten Tour oder eines Fotoworkshops: Die Begegnung mit dem Seeadler zählt zu den eindrucksvollsten Erlebnissen eines Natururlaubs in Zingst. Das Zusammenspiel aus unberührter Landschaft, stiller Beobachtung und dem Gefühl, Zeuge eines wilden Moments zu sein, macht den Aufenthalt unvergesslich.