"Mecklenburg-Vorpommern ist deutschlandweit Vorreiter bei der Renaturierung von Mooren." Interview Jürgen Reich

"Mecklenburg-Vorpommern ist deutschlandweit Vorreiter bei der Renaturierung von Mooren."

Warum es ihm die Moore so angetan haben? „Es gibt nichts Spannenderes, und im Zweifelsfall gehe ich mit der Kamera als Erstes ins Moor “, so Jürgen Reich.

Seit früher Jugend bewegen Jürgen Reich Naturschutzthemen, allen voran die Moore in seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern. Im Interview spricht er über die fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema und zieht ein Fazit zum Thema Torfabbau.

Fotografie Zingst: Seit wann fotografieren Sie Moore?

Jürgen Reich: Die intensive fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema Moor begann 2005 im Rahmen des Buchprojektes „Moore in Mecklenburg-Vorpommern: Ein stiller Schatz“, das 2007 im Hinstorff-Verlag Rostock erschien.

Was fasziniert Sie daran?

Moore sind die letzten am wenigsten beeinflussten Lebensräume in einer ansonsten vom Menschen intensiv genutzten Landschaft. So finde ich dort Ursprüngliches in einer Welt, die weder Wasser noch Land ist – aber trotzdem beides zugleich. Das erzeugt ungewöhnliche Stimmungen, insbesondere am frühen Morgen. Weiterhin fasziniert mich die schwere Zugänglichkeit und die Einsamkeit. Als Naturschützer finde ich hier auch seltene Tier- und Pflanzenarten, denen ich nun seit weit über einem Jahrzehnt fotografisch nachspüre.

Wie suchen und finden Sie Ihre Motive?

Die wichtigste Voraussetzung sind gute Ortskenntnisse. So weiß ich, in welcher Jahreszeit, bei welchem Wetter und zu welcher Tageszeit ich am jeweiligen Aufnahmeort sein muss, um aussagestarke Bilder gestalten zu können.

Stichwort Torfabbau – Was ist Ihr Fazit?

Mecklenburg-Vorpommern ist deutschlandweit Vorreiter bei der Renaturierung von Mooren – was eigentlich vorbildlich ist. Aber im Naturschutzgebiet (!) Göldenitzer Moor bei Rostock wird der Torfabbau großflächig ausgeweitet. Das ist völlig absurd – angesichts der hohen Klimarelevanz von Mooren, vom Lebensraumverlust für viele seltene und vom Aussterben bedrohte Arten, der damit einhergeht, ganz zu schweigen.

Gibt es eine besondere Begegnung im Moor, an die Sie sich erinnern?

Ich wähnte mich alleine im Moor. Die Nacht ging zu Ende und über der offenen Weite lagen Nebelbänke. Der Sonnenaufgang färbte sie zuerst gelb, dann orange und rot – bis sie sich gänzlich auflösten. Danach glitzerte die taunasse Landschaft wie mit Diamantenstaub übersät. Gerne hätte ich in dieser traumhaften Situation noch ein Tier im Bild festgehalten, meine Augen suchten aber vergebens. Erst zu Hause wurde mir klar, dass ich nicht alleine gewesen bin: Beim Sichten der Fotos entdeckte ich auf einem Bild einen Kranich, der sich ganz still verhalten und mich die ganze Zeit beobachtet haben muss.

Und gibt es noch das eine (oder mehrere) große Wunschmotiv, das Sie noch fotografieren wollen?

Bereits jetzt sind mit der Moorrenaturierung ehemals hier ausgestorbene Arten wieder heimisch geworden, wie Weißflügelseeschwalbe und Tüpfelralle. Ein großer Wunsch wäre, dass mit weiteren Renaturierungsmaßnahmen verschwundene Naturschätze wie Seggenrohrsänger oder Doppelschnepfe zurückkehren – und ich sie fotografisch beobachten kann.

Das Interview führte Edda Fahrenhorst.

Website der Fotografen: www.juergen-reich.de

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