Rothirsche sind wohl die imposantesten Bewohner des Nationalparks "Vorpommersche Boddenlandschaft". Besonders zur Brunftzeit von September bis Anfang Oktober können Hirsche selbst tagsüber an der Buchhorster Maase mitten im Darßwald, auf den Dünen und im flachen Wasser vor der Küste des Darß beobachtet werden.
Vor allem auf dem Rundwanderweg zum Leuchtturm am Darßer Ort bieten die zahlreichen Aussichtsplattformen einen guten Überblick über das Geschehen. Doch auch in den anderen Jahreszeiten lassen sich die imposanten Tiere mit etwas Glück auf den Lichtungen und in den Wäldern beobachten. Die Hirsche streifen durch die offenen Dünenlandschaften und auch tagsüber durch das Offenland, was die Besonderheit der Rotwildbrunft im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ausmacht. Der strenge Schutz und die gesetzliche Jagdruhe in diesem Gebiet haben dafür gesorgt, dass die Tiere sich auch am Tage sicher fühlen.
Der ausgewachsene Rothirsch erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 150 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu 250 Kilogramm. Das Kahlwild - das weibliche Rotwild erreicht ein Gewicht von bis zu 80 Kilogramm.
Die bevorzugte Nahrung des Rotwildes besteht vorwiegend aus Gras, Wald- und Ackerfrüchten, im Winter auch besonders Rinden. Die Lebenserwartung beträgt bis zu 20 Jahre. Das rotbraune Sommerfell ist namensgebend. Das Winterfell zeigt sich graubraun.
Das markante Geweih wird nur von den männlichen Tieren getragen welches aus Knochenmasse besteht. Das Geweih wird in jedem Jahr neu gebildet und wird von Februar bis April abgeworfen. Das Gewicht kann bis zu 15 Kilogramm betragen, es dient den Tieren zum gegenseitigen Erkennen, Imponieren und in der Brunft zur Verteidigung des Kahlwildrudels gegen Mitbewerber. Nach dem Abwurf des Geweihs wächst es in Rekordgeschwindigkeit mit bis zu zwei Zentimetern am Tag nach, innerhalb von nur 140 Tagen ist das Geweih der Hirsche wieder gebildet.
Von Mitte September bis Oktober befindet sich das Rotwild in der Paarungszeit – der Brunft. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist das Besondere, dass die Rothirsche nur in diesem streng geschützten Gebiet, ganz ungestört ihr arttypisches Verhalten zeigen und dieses aus sicherer Entfernung beobachtet werden kann.
Der Wind trägt das donnernde Röhren des Hirsches kilometerweit durch die Landschaft. Treffen zwei Rivalen aufeinander lässt sich beobachten, wie die Hirsche um den Titel des "Platzhirsches" kämpfen, um das Kahlwildrudel für sich zu gewinnen. Dem Sieger ist es vorbehalten sich mit den Weibchen des Rudels zu paaren.
Die Brunft zehrt an den Kräften der Hirsche und ist für diese sehr anstrengend, da sie während dieser Zeit kaum Nahrung aufnehmen. Im Schutz des Nationalparks müssen die Hirsche ihre Energie nicht auf die Flucht vor den Menschen aufbringen, sondern können ungestört und geschützt brunften. Um diese „abgelegte Scheu“ der Tiere zu bewahren und weiterhin Beobachtungen der Brunft und der Tiere zu erhalten, müssen von jedem Besucher bestimmte Verhaltensregeln eingehalten werden. Fühlen sich die Tiere in ihrem Lebensraum gestört werden sie sich aus den Gebieten zurückziehen und das Naturschauspiel der Brunft verlegt sich in die verborgenen Gebiete.
Neben dem Rothirsch, dem größten heimischen Landsäugetier, gibt es eine weitere Hirschart im Gebiet des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. In den Wäldern, auf dem gesamten Darß und Zingst, lassen sich auch die scheuen Damhirsche antreffen.
Damwild ist deutlich kleiner als Rotwild und zeichnet sich durch schaufelartigen Geweihe und eine markante Fellzeichnung – weiße Flecken im Fell und dunkle Zeichnung am Rücken – aus.