„Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“ Interview mit Ragnar Axelsson

„Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“

Seit über vierzig Jahren dokumentiert Ragnar Axelsson die Menschen und ihre Lebensweise in den arktischen Regionen.

Er ist jedes Jahr in die Arktis gereist, hat das Leben in den Dörfern und auf dem Eis mit den Jägern fotografiert und versucht, die außergewöhnliche Beziehung dieser Menschen zu ihrer extremen Umwelt einzufangen und zu vermitteln. Während dieser Zeit hat er große Veränderungen in der Arktis miterlebt:

„Fotografien haben die Welt verändert, Kriege gestoppt und Mentalitäten verändert. Ich hoffe, dass dieser Essay den Menschen die Augen für die Schönheit der Arktis und die Verwundbarkeit des Menschen gegenüber den dortigen Naturgewalten öffnen kann. Die globale Erwärmung hat das Leben der Menschen in den kleinen grönländischen Jagddörfern grundlegend verändert. In den nächsten hundert Jahren werden wir vielleicht noch Eisbären, Robben, Wale und Eisschollen fotografieren können, aber diese abgelegenen Menschen in der Arktis und ihre einzigartige Kultur könnten verloren gehen. Diese Fotos sind meine Art, die Menschen zu ehren, die am Rande leben. Die wahren Helden der Arktis.

Es ist von größter Wichtigkeit, das Leben im Norden und die sich vollziehenden Veränderungen in Wort und Bild zu dokumentieren, damit kommende Generationen und die ganze Welt sie sehen können. Fotografien haben die Welt verändert, Kriege beendet und Mentalitäten verändert. Ein Foto trägt dazu bei, den Menschen die Augen für das zu öffnen, was geschieht. Das wird nicht von alleine geschehen. Das sommerliche Meereis und die Gletscher des Nordens, der Kühlschrank der Erde, der erträgliche Temperaturen aufrechterhält, gehen zurück.“

Im Interview spricht der Fotograf Ragnar Axelsson über die Anfänge des Projekts, wie er fotografisch vorgegangen ist und was sein Highlight wärend der Entstehung war:

Fotografie Zingst: Ragnar, wie und wann hast Du die Arbeit „Arctic Heroes" entwickelt?

Ragnar Axelsson: Die Anfänge von „Arctic Heroes“ reichen als Idee in meinem Kopf weit zurück: Die Arbeit begann, als ich um 1980 nach Grönland reiste. Ich war 22 Jahre alt und konzentrierte mich hauptsächlich darauf, die Menschen in ihrer Umgebung zu fotografieren – nachdem ich die großartigen Geschichten der großen Entdecker gelesen hatte. Ebenjene waren auf dem Meereis unterwegs und kämpften bei jedem Wetter um ihr Überleben, um der Außenwelt Wissen aus den unbekannten Gebieten der Arktis zu bringen.

Der grönländische Schlittenhund war ein Teil all dieser Teams und vor allem auch der beste Freund des Jägers, der sie zu den Jagdgründen brachte und von Ort zu Ort reiste.

Was ist für Dich ganz persönlich das Besondere an den grönländischen Schlittenhunden?

Der grönländische Schlittenhund ist eine der ältesten Hunderassen der Erde, und ohne ihn gäbe es keine Inuit in Grönland. Erst der grönländische Schlittenhund ermöglichte es den Menschen, beide Pole zu erreichen. Ein großer Schlittenhund hat etwas Menschliches an sich, und die Geschichten, die ich von den Jägern gehört habe, sind bemerkenswert, etwas, von dem die Außenwelt bis dato nicht viel wusste.

Schlittenhund in der Arktis

Wie Bist Du für die Arbeit fotografisch vorgegangen?

Ich bin das Projekt langsam und mit Respekt für die Jägerschaft angegangen. Es war eine lange Reise, auf der ich immer wieder in abgelegene Dörfer in Grönland zurückkehrte. Ich wohnte bei Jägern in kleinen Hütten und in Zelten auf dem Meereis, wenn sie auf der Jagd waren. Es ist eine Frage des Vertrauens und des Respekts, Zugang zu den Jägern zu bekommen, um sie zu fotografieren. Ich wollte eine bemerkenswerte Lebensweise unter rauen Bedingungen zeigen, die den meisten von uns unbekannt ist. Die Zahl der Jäger geht zurück, ebenso wie die Zahl der Schlittenhunde, die vor 10 Jahren noch 30.000 betrug und heute auf 11.000 gesunken ist. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen, und dieses Projekt ist ein Teil der Geschichten aus allen acht arktischen Ländern.

Was war Dein Highlight während der Arbeit an der Serie?

Mein Highlight und meine Gedanken bei der Arbeit an der Serie sind es, der Welt die Veränderungen in den arktischen Regionen aufgrund der Klimaveränderungen zu zeigen. Dies wird in den kommenden Jahren das größte Problem auf unserem Planeten sein und das ist es auch schon länger. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Die Ausstellung „Arctic Heroes – Where the world is melting" von Ragnar Axelsson ist seit dem 16.09.2022 in der Leica Galerie Zingst zu sehen.

Das Interview führte Edda Fahrenhorst.

Website des Fotografen: www.rax.is/

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