Die Freiheit einer Modefotografin Modefotografie

Die Freiheit einer Modefotografin

Mit ihren Fotos will Fotografin Fiene Wollstadt Geschichten und Gefühle transportieren. Im Interview verrät sie, warum das in der Modefotografie besonders gut geht und was man dafür benötigt.

Begeisterung ist der innere Zusammenhalt von Fiene Wollstadts Fotografie und der Grundstein jeder ihrer Strecken. Begeisterung für die Ausstrahlung eines Models, für ein Foto, für eine Struktur, für eine Geschichte, ein Gefühl, eine Aussage oder für ein Kleidungsstück.

Die Berliner Modefotografin hat die Fähigkeit, sich mitreißen und in Stimmungen fallen zu lassen. Und gleichzeitig das Set zu beherrschen oder besser: In ihrem Sinne zu dirigieren. Im Fokus stehen dabei eine feinsinnige Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und ganz wichtig: Gute Laune. Das sieht man ihren Bildern an.

Wie sind Sie zur Modefotografie gekommen?

Fiene Wollstadt: Modefotografie bedeutet für mich Freiheit. Sie kann stark sein, eine Hommage, wild, laut, präzise, politisch, inszeniert, verträumt, kraftvoll. Sie kann Geschichten erzählen und Gefühle transportieren und ist ein komplettes Fantasiekonstrukt des Fotografen. Wie stark man sich an jedem dieser Teile bedient, hängt von der Serie ab.

Die Fotografen, die mich von Anfang an als Vorbilder begleitet haben, waren beispielsweise Irving Penn und Peter Lindbergh. Und doch habe ich in den ersten Jahren ausschließlich als Portraitfotografin gearbeitet und mich erst vor wenigen Jahren ganz meiner Leidenschaft hingegeben. Ich habe vor zwei Jahren mein damaliges Portfolio archiviert, teilweise auch gelöscht und auf einem weißen Blatt Papier neu angefangen. Die Modefotografien, die mich faszinieren, sind auch immer gute Portraits und das, was ich am portraitieren so liebe, kann ich direkt in die Modefotografie übertragen.

Wie entwickeln Sie Ihre Motive?

Am Anfang jeder Serie steht eine Obsession, eine Begeisterung, eine Muse. Das heißt, ich lasse mich von einem Model, einer Farbe oder Textur oder auch einem Mantel inspirieren. Dann fange ich an drumherum eine Serie zu konzipieren. Location, Licht und in Absprache auch das Styling, da eine Modeproduktion sehr von der Spezialisierung der einzelnen Teammitglieder profitiert.

Models, Styling, Haare/MakeUp, Licht – Modefotografie ist aufwändig und trubelig. Wie arbeiten Sie und was mögen Sie daran?

Sobald eine Produktion beginnt, sollte man auf alles gut vorbereitet sein. Planung und ein guter Aufbau bedeuten für mich alles. Geht es los, so ist man Dirigent. Ich vertraue meinem Team und finde es wichtig, dass am Set gute Laune herrscht. Gute Stimmung führt dazu dass sich alle wohl fühlen und sich jeder entfalten kann. Ob man im Portrait oder in der Mode arbeitet. So bekommt man die besten Fotos, wenn man das „professionell technische“ unbemerkt nebenbei passieren lässt. Ein Modefotograf braucht einfach gute Nerven und sollte immer einen Plan B im Ärmel haben.

Können Sie sich an besonders absurde, schöne oder lustige Momente erinnern?

Ehrlich gesagt sind für mich die aller meisten Shootings wundervoll. Es ist immer wieder schön, sehr starke und selbstbewusste Modelle vor der Kamera zu haben, deren Schönheit nicht unbedingt von ihren Maßen oder ihrem Gesicht abhängt, sondern vor allem durch eine unglaublich intensive Energie getragen wird.

Beispielsweise war das Shooting der Serie „Moon" für mich einfach ein wundervoller Produktionstag, weil mein Model auf eine ehrliche und natürliche Art einfach lustig, motiviert und verrückt war. Wir hatten tolle Gespräche und einen Draht zueinander und so konnten spontan eben diese Bilder entstehen.

Absurd ist es für mich, wenn Modelle zu spät kommen, müde sind und mir dann von der Party am Vorabend erzählen. Oder wenn sie sich komplett auf ihre Schönheit verlassen. Da ich von Begeisterung lebe und diese Freude auch ausstrahle, möchte ich natürlich auch begeistert werden.

Last but not least: Was wäre Ihr Traummotiv? Oder haben Sie das vielleicht sogar schon fotografiert?

Die Frage nach dem Traummotiv ist für mich die Frage nach dem perfekten Tag, der sich so selten planen lässt. Ich glaube, dass die wirklich guten Bilder einen über viele Jahre und vielleicht auch ein Leben lang begleiten. Genauso wie ein guter Tag, den man irgendwie immer im Gedächtnis hat, aber oft nicht am Morgen wusste, dass er perfekt wird. Bis dahin bin ich suchend.

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