"Die Expedition war in fotografischer Hinsicht ein Traum" MOSAiC Expedition ins Polarmeer

MOSAiC-Expedition

Die Bilder der Ausstellung auf dem Postplatz in Zingst gleichen einem Streifzug durch die verschiedenen Phasen der MOSAiC-Expedition.

Wie Esther Horvath sich auf die größte Forschungsreise aller Zeiten – in vielerlei Hinsicht – vorbereitet hat, von der Entstehung des berühmten Eisbären-Bildes und ihrem fotografischen Tagesablauf, erzählt sie im Interview:

horizonte zingst: Was bedeutet der Ausstellungstitel "Polarnacht 24/25"?

Esther Horvath: Es hat sich so gefühlt, dass es nicht nur 24 Stunden am Tag dunkel war, sondern vielmehr auch darüber hinaus. Es war dunkel auch in der 25. Stunde. Es ist ein wenig philosophisch gemeint.

Wie wird man „Expeditionsfotografin“ eines international renommierten Instituts wie es das Alfred-Wegener-Institut (AWI) ist?

Ich war seit 2015 in Kontakt mit dem AWI und habe meine erste Expedition mit dem Institut 2016 als selbstständige Fotografin gemacht. Seit 2018 bin ich Mitarbeiterin des Institutes, wo ich als Fotografin und Fotoredakteurin tätig bin.

Wie haben Sie sich auf die MOSAiC-Expedition vorbereitet?

Wir haben im Vorfeld ein sehr intensives Training absolviert: es bestand aus Feuerlösch-Training, Überlebungs-Training und Eisbär-Sicherheitstraining. Daneben habe ich mich auch fotografisch auf die ewige Dunkelheit vorbereitet.

Ich habe geplant, mit welchem Licht und mit welcher Ausrüstung ich arbeiten möchte. Vorausgegangen war die Überlegung, welche Lichtstimmung ich während dieser Reise verwirklichen möchte. Eine große Inspiration war das Bild „Amor mit Seifenblase“ von Rembrandt.

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Wie sah Ihr typischer fotografischer Tagesablauf aus?

Ich war jeden Tag um 9 Uhr auf dem Eis und habe die Forscher*innen bis zum Abend mit meiner Kamera begleitet, nur unterbrochen von einer Mittagspause. Jeden Abend um 18 Uhr gab es ein General Meeting für jeden Teilnehmer.

Ab 19 Uhr war ich beim Gruppenleiter-Meeting und ab 20 Uhr habe ich entweder Podcasts gemacht oder das Leben an Bord fotografiert. Danach habe ich die Fotos vom Tag editiert und auch einen Blogpost für den nächsten Tag geschrieben. Die Tage waren stets sehr lang und gleichzeitig immer sehr spannend.

Wie kam es zu dem berühmten Eisbären-Bild?

Dieser Moment, als die Eisbären uns besuchen kamen und ich das Foto gemacht habe – das später „World Press Photo“ geworden ist – war unglaublich. Schon als ich fotografierte, hatte ich das Gefühl, dass ich ein wichtiges Foto gemacht habe.

Es war am 10. Oktober 2019, sechs Tage nachdem wir an der Eisscholle angekommen und zum letzten Mal die Sonne über dem Horizont gesehen hatten. Ich war auf dem Schiffsdeck, mit meinen zwei Kameras und zwei verschiedene Objektive (eine davon war ein Zoom), um die dunkle Umgebung zu fotografieren. Und dann kamen sie, eine Eisbärenmama und ihr Junges besuchten uns und die wissenschaftliche Installation und waren einfach neugierig, ohne eines unserer Instrumente zu beschädigen.

Wissenschaftliche Forschungen an extremen Orten werden von der Natur diktiert, vom Wetter und der Tierwelt ringsum. Während der Expedition waren wir zu Gast im Land der Eisbären, wo Forschung betrieben wurde, um die Veränderungen ihrer Umwelt zu verstehen.

Fotografie heißt mit „Licht zeichnen“. Wie funktioniert das in der Polarnacht?

In der Dunkelheit auf dem Eis, nutze ich das Licht von der Polarstern und die Kopflampen der Teilnehmer*innen als Lichtquellen.

Ebenjene ergaben in ihrem Zusammenspiel ein sehr spannendes Licht und gleichzeitig war es natürlich auch ein Herausforderung, weil ich beide Lichtquellen nicht beeinflussen konnte.

Welcher war der herausforderndste fotografische Moment der Expedition?

Die ständige Dunkelheit war atemberaubend und gleichzeitig auch eine fotografische Herausforderung. Aber genau diese Herausforderungen habe ich genossen. Und natürlich meine Hände, die ständig gefroren haben.

Last but not least: Was bedeutet Ihnen die Teilnahme am 14. Umweltfotofestival »horizonte zingst«?

Ich freue mich darauf, nach 2019 auch 2021 meine Arbeit bei »horizonte zingst« auszustellen und mit den Gästen des Festivals ins Gespräch zu kommen.

Die Ausstellung "Polarnacht" von Esther Horvath ist auf dem Postplatz in Zingst zu sehen und zwar vom 15. Mai bis zum 20. September 2021.

Webseite der Fotografin: www.estherhorvath.com

Interview per email: Nina Hesse

Die Reise der Polarstern zum Hören

Marlene Göring ist Reporterin bei GEO und hat den Forschungseisbrecher "Polarstern" auf der größten Arktis-Expedition aller Zeiten begleitet. Sie liest Texte aus Artikeln, die nach der MOSAiK Expedition entstanden sind.

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